Nochmals Verantwortung

Aus aktuellem Anlass greife ich das Thema „Verantwortung“, über das ich im Februar und März geschrieben habe (siehe hier und hier und hier), nochmals auf.
Es ist Ferienzeit, die Tierschutzorganisationen klagen – alle Jahre wieder! – darüber, dass so viele Hunde jetzt einfach „im Weg sind“ und in Tierheimen entsorgt werden, bestenfalls, wenn man sie nicht einfach irgendwo am Strassenrand aussetzt.
Und ausgerechnet gestern hat mir eine Bekannte die Foto einer wunderbar blühenden Amaryllis geschickt und dazu Folgendes geschrieben: „Ich habe diese Amaryllis zum Tode verurteilt und meinem Mann gesagt, er soll sie in den Kompost werfen. Es waren ja nur noch ein paar lange Blätter. Er aber hatte Erbarmen und hat sie im Garten eingegraben. Und das ist das Ergebnis. Einfach toll finde ich.“

Ich betone immer wieder, dass wir keine Verantwortung für erwachsene, mündige Menschen tragen; sie treffen selbst ihre Entscheidungen für ihr Leben und übernehmen dafür auch die Konsequenzen.
Doch das gilt nicht für Wesen – und auch für die Dinge! –, die nicht in der Lage sind, für sich selbst zu sorgen! Wenn ich mir einen Hund (oder eine Katze, einen Hamster, einen Kanarienvogel…) kaufe, übernehme ich in diesem Moment die Verantwortung für dieses Tier. Ich muss für es sorgen, nach bestem Wissen und Gewissen, und darf mich dieser Verantwortung nicht einfach entledigen, auch nicht teilweise. Das heisst konkret: Auch wenn ich gerade keine Lust habe, gehe ich mit dem Hund trotzdem spazieren – der Hund hat ein Anrecht auf seinen täglichen Spaziergang. Wenn mein Kind sich weigert, den Hamsterkäfig zu reinigen, dann mache es halt ich – der Hamster hat ein Recht, in einem sauberen Haus zu wohnen.
Das Gleiche gilt für Pflanzen. Ich werfe sie nicht einfach weg, weil sie verblüht und nicht mehr schön sind! Auch eine Pflanze ist ein Lebewesen und hat das Recht, ihr Leben bis zum natürlichen Ende so artgerecht wie möglich zu verbringen. (Die meisten Pflanzen bei mir zu Hause sind über 25 Jahre alt!)
Natürlich geschieht es, dass wir uns leichtfertig ein Tier oder eine Pflanze anschaffen, manchmal bekommen wir sie ja auch geschenkt. Aber eine Verantwortung, die einmal bei uns ist, ob wir sie mehr oder weniger freiwillig übernommen haben, können wir nicht abschütteln. Wir müssen sie bis zum bitteren Ende tragen. Das kann eine sehr lehrreiche Lektion auf unserem Lebensweg sein, eine Lektion in Gleichmut.
Auch um die „unbeseelten“ Dinge, die in unserer Obhut sind, müssen wir uns kümmern, sie ihrer Bestimmung gemäss nutzen, pflegen, und wenn ihre Lebenszeit vorüber ist, sie achtsam entsorgen.
Wie ich mich letzte Woche um mein Auto kümmern musste, lest ihr hier 😉

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