Eine persische Geschichte von Sa’di
Illustration: Jakob Aerne
Ein Mann war unterwegs im Wald und entdeckte einen Fuchs, der keine Beine mehr hatte. Während er sich noch wunderte, dass das Tier überhaupt überleben konnte, sah er einen Tiger mit einem gerissenen Wild. Nachdem er sich satt gefressen hatte, machte er sich davon und überliess dem Fuchs den Rest.
Der Mann staunte über die Güte Gottes und sagte sich: „Wenn der Herr den Fuchs ernährt, so wird er auch für mich sorgen.“ Er setzte sich und ruhte, viele Tage lang, aber nichts geschah. Als der Mann am Verhungern war, hörte er eine Stimme: „Du da, auf dem falschen Weg! Öffne deine Augen für die Wahrheit: Handle wie der Tiger und nimm dir nicht den behinderten Fuchs zum Vorbild!“
So erhob sich der Mann und ging seinen Weg. Bald begegnete er einem frierenden kleinen Mädchen, es zitterte in seinem dünnen Kleid und sah hungrig und hoffnungslos aus. Zornig rief der Mann zu Gott: „Warum lässt du das zu? Warum tust du nichts dagegen?“
Eine ganze Weile schwieg Gott. Dann antwortete er: „Ich habe doch etwas dagegen getan. Ich habe dich geschaffen.“