Alles geschieht mindestens zwei Mal

Vielen von uns ist bewusst, dass wie immer wieder in ähnliche leidvolle Situationen geraten, wenn wir nicht daraus gelernt haben und unser Verhalten ändern. So kann man manchmal beobachten, wie jemand sich aus einer Beziehung löst – und sich prompt wieder mit einem ähnlichen Partner zusammentut und auf ähnliche Probleme wie vorher stösst. Das Gleiche gilt für Situationen aus dem beruflichen Umfeld: Wir verlassen einen Arbeitsplatz aus bestimmten Gründen, suchen uns eine neue Stelle – und treffen wieder auf gleiche oder ähnliche Umstände, die uns nicht gefallen.

Nun ist aber die Schlussfolgerung, dass uns wieder das Gleiche passiert, weil wir offenbar nichts oder nicht genügend aus der vorangehenden Situation gelernt haben, nicht in jedem Fall zutreffend.
Das Leben funktioniert wie eine Schule, denn der Sinn ist ja unsere innere Entwicklung; wir werden ständig mit „Lernstoff“ konfrontiert und sollen etwas lernen. Wir geraten also in eine schwierige Situation und gehen irgendwie damit um, wir verhalten uns so, wie wir es als gut empfinden. Daraufhin gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie es weiter geht:

1) Haben wir „richtig“ gehandelt, ist die „Lektion“ damit beendet, wir geraten nicht wieder in die gleiche Situation – oder doch? Warum eigentlich nicht – wenn wir doch fähig sind, damit umzugehen, ist sie für uns nicht mehr schwierig und es wird uns gar nicht besonders auffallen, wenn wir uns, aus welchen höheren Gründen auch immer, wieder einmal in einer gleichen oder ähnlichen Lage befinden.

2) Haben wir „falsch“ gehandelt (wobei es in Wirklichkeit keine „Fehler“ gibt, sondern nur Erfahrungen!), ergeben sich zwei Möglichkeiten:
• Wir erkennen unseren „Fehler“ nicht, lernen also nicht daraus: Wir werden wieder in die gleiche oder ähnliche Lage kommen – niemals als Strafe zu verstehen, sondern nur als neue Chance zu lernen.
• Wir erkennen unseren „Fehler“, ziehen Erkenntnisse daraus, nehmen uns vor, es das nächste Mal anders und besser zu machen: Wir haben gelernt, in diese Situation müssten wir also nie wieder kommen. Oder doch? Eine theoretische Erkenntnis bedeutet ja nicht zwangsläufig, dass wir sie dann in der Praxis tatsächlich umsetzen können. Deshalb werden wir irgendwann wieder in eine ähnliche Situation geraten: Wir werden auch in der Lebensschule, wie in jeder Schule, geprüft. Bestehen wir die Prüfung, so befinden wir uns an dem Punkt wie unter 1) beschrieben. Bestehen wir die Prüfung nicht, wird uns der „Lernstoff“ im Sinn einer neuen Chance wieder begegnen und wieder geprüft werden. Bis wir ihn wirklich gelernt haben.

Nun sollen wir uns keinesfalls vor diesen Herausforderungen und Prüfungen fürchten. Wir bekommen jede Hilfe, die wir brauchen, wir werden stets liebevoll geführt und wir dürfen darauf vertrauen – wie es so schön im Koran steht –, dass keiner Seele mehr auferlegt wird, als sie zu tragen vermag.

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