Innere Entwicklung in Krisenzeiten

Wir wissen es alle: Solange es uns persönlich und unseren Lieben gut geht, neigen wir in der Regel dazu, „einfach zu leben“ und es zu geniessen. Manchmal regt sich dann unsere Seele und treibt uns von innen an, etwas für unsere innere Entwicklung zu tun, indem sie uns eine undefinierbare Unzufriedenheit spüren lässt oder uns zu bestimmten Schritten drängt.

Oft sind es aber äussere Umstände, die uns veranlassen, an uns zu arbeiten, etwa eine Krankheit, die Trennung vom Partner, der Tod eines geliebten Menschen, eine berufliche Herausforderung. Es kann sich ebenfalls um weiter reichende Krisen handeln, eine Naturkatastrophe, ein Krieg… oder wie derzeit eine Pandemie, die unser berufliches und soziales Leben durcheinanderbringt.
Unser Umgang mit solchen schwierigen Situationen ist in beiden Fällen gleich, seien sie nun persönlicher oder gesellschaftlicher Art: Es geht immer darum, von der sogenannten „Komfort-Zone“, in der wir alles unter Kontrolle hatten und uns sicher fühlten, über die „Angst-Zone“ und die „Lern-Zone“ in die „Wachstums-Zone“ zu gelangen, in der wir uns wieder wohlfühlen können und eine neue Zuversicht und Sicherheit finden.

Es ist ganz normal, dass wir vor unbekannten Situation zuerst einmal Angst haben. Wichtig ist aber, uns davon nicht lähmen zu lassen und nicht darin zu verweilen. Ein Patentrezept, wie wir diese Angst am besten überwinden, gibt es wohl nicht, dazu sind wir Menschen zu verschieden und gründen auf zu unterschiedlichen Lebenserfahrungen. So mag jemand, der früher schon Krisen erfolgreich bewältigt hat, daraus genügend Mut und Kraft schöpfen. Für einen anderen ist es entscheidend, die Lage gründlich zu analysieren und Lösungsmöglichkeiten zu sehen. Ein Dritter ist so optimistisch oder verfügt über so viel Urvertrauen, dass er überzeugt ist, es werde am Ende schon gut kommen.

Was für uns alle jedoch unerlässlich ist: Neue Erkenntnisse und Fähigkeiten gewinnen und erlernen, um die Krise meistern zu können. Eine wichtige Einsicht sollte immer sein, die Gegebenheiten zuallererst einmal zu akzeptieren; es nützt nichts, uns dagegen aufzulehnen, frustriert, traurig oder verärgert zu sein, wenn die Situation sich nun einmal nicht unmittelbar ändern lässt.
Möglicherweise besteht unsere ganze Lernleistung nur darin, unsere Komfort-Zone auf die neue Lage auszudehnen, das Beste daraus zu machen und unsere Zufriedenheit darin zu finden. Oder wir müssen uns neue Ziele setzen, wenn die alten nicht mehr realisierbar sind, und versuchen, die Chancen, die in jeder Krise vorhanden sind, zu sehen und zu nutzen. Auf jeden Fall sollten wir uns immer wieder sagen, dass das Ganze einen Sinn hat, auch wenn wir ihn (noch) nicht erkennen, und in diesem Urvertrauen gelingt es uns dann, die schwere Zeit recht unbeschadet durchzustehen.

Schaffen wir diesen Lernschritt, so wachsen wir innerlich. Wir gelangen eine Entwicklungsstufe höher und die nächste Krise, die unweigerlich irgendwann kommt, wird uns nicht mehr so hart treffen, wir werden sie zuversichtlicher angehen im Wissen, dass wir gestärkt daraus hervorgehen.

Ich weiss, es ist einfacher gesagt als getan. Und es ist nun einmal so, dass manche Menschen resilienter sind als andere. Wir dürfen niemanden geringschätzen oder es ihm gar vorwerfen, wenn er es nicht so leicht schafft. Gerade in allgemeinen Krisenzeiten, wie der derzeitigen Pandemie, sind die gegenseitige Unterstützung und ein offenes Herz das Wichtigste.

Artikel teilen auf:
Facebooktwitter