Die Prüfung des Zorns

Eine indische Geschichte

Es lebte einst eine vornehme Dame, die bekannt war für ihre Freundlichkeit, Ausgeglichenheit und dafür, dass sie ihre Bediensteten gut behandelte.
Nun fragte sich eine ihrer Zofen einmal, ob ihre Herrin tatsächlich in jeder Situation ihrem Ruf gerecht würde. „Schliesslich tun wir alle pflichtbewusst unsere Arbeit und geben ihr keinen Anlass, sich über uns zu ärgern“, dachte sie und beschloss die Herrin zu prüfen.
Am nächsten Morgen schlief die Zofe etwas länger, sie war nicht zur Stelle, als ihre Herrin sie brauchte. Diese liess sie holen und fragte sie nach dem Grund. Die Dienerin zuckte bloss mit den Schultern und meinte: „Einfach so.“ Die Herrin blickte sie vorwurfsvoll an und liess es dabei bewenden.
Als die Zofe tags darauf noch später erschien, schimpfte die Herrin mit ihr: „Ich dulde keine Unpünktlichkeit, das darf nicht wieder vorkommen!“
Am dritten Morgen liess sich die Zofe erst gegen Mittag blicken. Ihre Herrin schalt sie erneut, aber die Dienerin machte eine abweisende Handbewegung und sagte: „Das ist doch nicht so schlimm!“
Da verlor die Herrin die Beherrschung. Sie griff nach dem erstbesten Gegenstand und schlug damit auf die Zofe ein.

Die Moral von der Geschicht’:
Es ist nicht schwer, tugendhaft zu sein, solange man nicht geprüft wird!

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