Nicht-Handeln im Handeln

Was wir auch tun (oder lassen) im Leben: Es hat immer einen Grund – wir tun etwas „weil…“ – oder einen Zweck – wir tun etwas „um zu…“. Unser Handeln ist zielgerichtet, wir wollen damit etwas erreichen.
Erlangen wir das Ersehnte, ist alles gut, wir sind glücklich. Erlangen wir es jedoch nicht, sind wir unzufrieden, vielleicht auch frustriert, enttäuscht, wütend, deprimiert und mehr. Wir verurteilen uns selbst oder einen anderen oder die widrigen Umstände, hadern gar mit dem Schicksal oder fühlen uns schuldig, unfähig, wertlos. Möglicherweise war unser Bemühen zum Erreichen des Ziels schon von Stress, Kampf, Ängsten und anderen unangenehmen Erscheinungen begleitet.
„So ist halt das Leben!“, sagen wir oft. „Ein Auf und Ab.“

So muss das Leben aber nicht sein. Das Geheimnis liegt im uneigennützigen Handeln. Uneigennützig heisst: Wir streben keinen eigenen Nutzen an bei dem, was wir tun. Auch keinen Nutzen für andere Menschen – uneigennützig darf nicht als altruistisch missverstanden werden. Wir streben mit unseren Taten überhaupt nichts an, weder für uns selbst noch für andere. Es kann auch als selbstloses Handeln bezeichnet werden: selbst-los = ohne dass unser Selbst (oder Ego) mitwirkt. Wie es in der Bhagavad Gita steht:

Du hast ein Recht auf das Handeln, aber nur auf das Handeln, niemals auf dessen Früchte; lass nicht die Früchte deines Wirkens dein Beweggrund sein, noch lass Anhaftung zur Tatenlosigkeit in dir zu.
Fest gegründet im Yoga [= spiritueller Weg], vollbringe deine Taten als einer, der jegliche Anhaftung aufgegeben hat und gleichmütig geworden ist im Misslingen und im Erfolg; denn Gleichmut wird im Yoga angestrebt.
Bhagavad Gita II, 47 f.

Wir tun also in jedem Augenblick was gerade zu tun ist, was wir im Moment für richtig halten, und lassen dann los. Wie das Ergebnis unseres Handelns auch ausfällt, wir nehmen es gleichmütig an. Dieses „Es sollte halt nicht sein“ hat nichts mit Resignation zu tun, sondern mit unserem Bewusstsein, dass wir immer das bekommen, was gut für uns ist. Gut in einem übergeordneten Sinne, nämlich gut für unsere innere Entwicklung, gut um etwas zu lernen – und darüber freuen wir uns.

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