„Glaube ohne Werke ist tot“

Dieses Zitat stammt nicht etwa von einem östlichen Guru des Karma-Yoga, sondern von einem der ersten Christen: Aus dem Brief des Jakobus (Jakobus 2,14 ff.).

Was nützt es, meine Brüder und Schwestern, wenn einer sagt, er habe Glauben, aber keine Werke vorzuweisen hat? Vermag der Glaube ihn etwa zu retten? Wenn ein Bruder oder eine Schwester keine Kleider hat und der täglichen Nahrung entbehrt und jemand von euch sagt zu ihnen: Geht hin in Frieden, wärmt und sättigt euch!, ohne ihnen das Lebensnotwendige zu geben, was nützt das? So ist es auch mit dem Glauben: Für sich allein, wenn er keine Werke vorzuweisen hat, ist er tot. Sagt nun einer: Du hast Glauben, ich aber kann Werke vorweisen. – Zeige mir deinen Glauben ohne die Werke, und ich werde dir an meinen Werken den Glauben zeigen! Du glaubst, dass es einen einzigen Gott gibt? Da tust du recht – auch die Dämonen glauben das und schaudern! Bist du nun willens, du törichter Mensch, einzusehen, dass der Glaube ohne die Werke wirkungslos ist? […] Denn wie der Leib ohne Geist tot ist, so ist auch der Glaube ohne Werke tot.

Der wesentliche Unterschied zum Karma-Yoga liegt darin, dass im Christentum unter den „Werken“ stets gute Taten gemeint sind, die wir zum Wohl unseres Nächsten vollbringen. Ihnen liegt also eine Motivation, wenn auch eine edle, ein Ziel zugrunde: Wir tun es, um jemandem zu helfen, eine Freude zu bereiten – nicht zuletzt aber vielleicht auch um uns dabei gebraucht zu fühlen, in den Augen anderer gut dazustehen, um des Dankes willen…
Im Karma-Yoga sollen Taten überhaupt keine Motivation haben: Wir tun etwas, weil es gerade zu tun ist – das ist Grund genug! Nicht um etwas dafür zu bekommen, nicht damit aus unserem Handeln bestimmte (erwünschte) Ergebnisse entstehen. Wir handeln – und lassen los, dass daraus entstehe, was entstehen soll.

Stellt euch einmal vor, wie leicht das Leben so sein kann! Einerseits beenden wir diesen ständigen inneren Konflikt, was wir noch alles tun sollten, wozu wir aber keine Zeit haben: Wir machen einfach, was gerade ansteht, was in der zur Verfügung stehenden Zeit machbar ist, eines nach dem anderen. Das genügt, mehr können wir nicht tun.
Andererseits entkommen wir dem lästigen und machmal sogar quälenden Prinzip von Lust und Unlust: Wir machen einfach, was gerade ansteht, ohne die eine Tätigkeit der anderen vorzuziehen, ohne die eine gerne und die andere ungerne zu erledigen. Wir werden mit der Zeit entdecken, dass selbst die „ungeliebten“ nicht so schlimm sind, und sie zuerst mit einer gewissen Gelassenheit tun und später gar Freude daran finden.

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